Damals & Heute
Der Platz im Wandel
Der Else-Rauch-Platz befindet sich an der Methfesselstraße, eingeschlossen vom Stellinger Weg, der Handelsschule und der Hartwig-Hesse-Straße.
Bis 2000 wurde der Platz Methfesselplatz genannt, benannt nach dem Komponisten und Sänger Albert Gottlieb Methfessel, der
die Melodie des Hamburgliedes Stadt Hamburg an der Elbe Auen komponierte.
Heute liegt der Else-Rauch-Platz ganz im Norden Eimsbüttels, an der Stadtviertelgrenze, die immer noch, genau wie damals die preußische Grenze zwischen Dänemark und Altona, hinter der Schule am
Eidelstedter Weg entlang führt.
Als Antwort auf die viel gebauten Schlitzbauten, die die Baugrundstücke komplett ausnutzten,
aber von schlechter Wohnqualität waren, wurde 1899 an der Ecke Stellinger Weg / Methfesselstraße die erste Hamburger Burg vom 1892 gegründeten Bau- und Sparverein zu Hamburg erbaut. Die
fortschrittliche Hufeisenförmige, zur Straße offene Wohnanlage mit gegrüntem Innenhof wurde auf der Pariser Weltausstellung 1900 preisgekrönt.
1908 wurde die nächste Hamburger Burg (Ecke Methfesselstraße / Lutterothstraße) erbaut.
Es folgten im Laufe der Zeit weitere in der Nähe.
Der Platz wurde als Straßenbahn-Wendestelle benutzt, bis diese in Hamburg abgeschafft und durch die U-Bahn ersetzt wurde.
Danach lag der Platz brach. Bis auf eine Litfaßsäule und ein von Fritz Schumacher erbautes öffentliches Toilettenhäuschen wurde er nicht genutzt.
Erst nach der Umgestaltung des Platzes und dem Umbau des Toilettenhäuschens zur jetzigen Villa im Park,
einem Cafe und Treffpunkt, wurde der Platz für die Anwohner nutzbar.
Die Volksschule Lutterothstraße 78-80 wurde von Fritz Schumacher errichtet und ist ein markantes Merkmal des Platzes. Heute ist sie eine Handelsschule und Wirtschaftsgymnasium.
Bis 1966 wurden hier Jungen und Mädchen getrennt unterrichtet.
Else Rauch, die im Jahre 2000 dem Platz seinen/ihren Namen geben sollte, unterrichtete hier.
Der öffentliche Raum Widerstreitendes Interesse
Else Rauch, jüdischer Abstammung und Lehrerin an der Volksschule Lutterothstraße 78-80, wurde in der NS-Zeit im Konzentrationslager Chelmno/Kulmhof ermordet.
Nach ihr wurde der Platz nach seiner Umgestaltung im Jahre 2000 benannt.
Das Bewusstsein über das Unrecht des Faschismus prägte den heutigen Geist des Platzes.
Hier ist es möglich, eines der wenigen nicht-kommerziellen Stadtteilfeste Hamburgs zu veranstalten, das Methfesselfest.
Bei diesem werden alle Gewinne für einen gemeinnützigen Zweck gespendet.
Nach Absprache mit dem Koordinationsausschuss Eimsbüttel Nord ist es jedem Bürger möglich diesen Platz für öffentliche Veranstaltungen zu nutzen.
Es ist ein Treffpunkt für Jung und Alt. Seine Feste, Flohmärkte, Konzerte und Kundgebungen sind noch über die Stadtviertelgrenzen hinaus bekannt.
Da der Platz von Wohnhäusern umringt ist, kam es schon häufiger zu Beschwerden wegen Ruhestörung, was eine angeregte Diskussion von Anwohnern und Veranstaltern nach sich zog.
Ein Zeit-Nutzungsplan regelt nun Termine, Dauer, Lautstärke und Art der Veranstaltungen in Abstimmung mit den Interessen der umliegenden Anwohner.
Der neu angelegte Spielplatz bietet kleineren, wie auch älteren Kindern die Möglichkeit der Freizeitgestaltung.
Auch Skateboard fahren oder Basketball spielen ist hier möglich.
Die Villa im Park bietet den Erwachsenen, besonders in den Sommermonaten, die Chance sich bei einem kühlen Bier oder einem Kaffee zu
entspannen und trotzdem ihre Kinder beim Spielen im Auge zu behalten.
Der Else-Rauch-Platz ist ein Platz der Entspannung und Begegnung geworden.
Stellvertretend für Eimsbüttel symbolisiert er Familienfreundlichkeit und Toleranz.
Strömungen
Mensch und Maschine
Bevor es die U-Bahn in Hamburg gab, fuhr hier eine Straßenbahn entlang.
Der Platz wurde als Wendestelle genutzt, da an dem heutigen Eidelstedter Weg Hamburgs Grenze verlief.
Eine stillgelegte U-Bahnhaltestelle befindet sich unter dem Stellinger Weg.
Sie wurde geschlossen, als die Strecke nach Niendorf erweitert wurde.
Der U-Bahnhof Lutterothstraße hat zwei Zugänge von der Methfesselstraße. Der eine liegt direkt am Else-Rauch-Platz. Ein Fußgängerstrom führt zu den Hauptverkehrszeiten über den Platz und an ihm vorbei zur Haltestelle.
Die U-Bahn U2, fährt von hier in Richtung Niendorf, sowie in Richtung Barmbek.
Der meiste PKW-Verkehr wird über die Methfesselstraße zur Osterstraße am Else-Rauch-Platz vorbei
geführt.
Schüler strömen in den Pausen aus dem Schulgebäude auf den Else-Rauch-Platz um frische Luft zu schnappen und nutzen nach Schulschluss ebenfalls die öffentlichen Verkehrsmittel für den Heimweg oder
machen einen Abstecher zur Haupteinkaufsstraße in Eimsbüttel, der Osterstraße.
Unter dem Platz befindet sich ein unterirdischer Fluss. Dieser inspirierte die Landschaftsarchitektin bei der Umgestaltung des Else-Rauch-Platzes in Bezug auf die Spielflächengestaltung.
Unter dem Else-Rauch-Platz verbirgt sich ein Bunker mit Zugang von der Schule und der Hartwig-Hesse-Straße.
Er wurde im 2. Weltkrieg bei Fliegeralarm von der Eimsbüttler Bevölkerung genutzt.
Er ist unterirdisch über ein Tunnelsystem mit dem Bunker der Schule in der Telemannstraße, sowie mit dem Bunker in der Osterstraße verbunden.
Mittlerweile ist er nicht mehr begehbar, da er größtenteils geflutet ist. Es gab Überlegungen ihn für Veranstaltungszwecke zu nutzten, was aber aus Kostengründen wieder verworfen wurde.
Der Else-Rauch-Platz ist ein Ort der Begegnung von Jung und Alt. Verschiedene soziale Schichten treffen hier aufeinander und leben miteinander. Nicht nur beim Anwohner-Flohmarkt, den Veranstaltungen,
Kundgebungen oder Festen, sondern Tag für Tag, kreuzen sich hier viele verschiedene Bewusstseinsströme.
(Text: Arne Brix, Photos: A. Brix, C. Schlobohm, M. Sattler, pixabay)